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Wie wir alle verlassen sich auch Lkw-Fahrer zunehmend auf ihr Smartphone. Die Geräte sind unverzichtbarer Teil ihres Alltags – ob zur Arbeitserleichterung, für die Kontaktpflege mit Familie und Freunden oder zur Unterhaltung. Wir haben zwei Lkw-Fahrer zu ihren Online-Aktivitäten unterwegs befragt.
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Dimitri Godard, oder auch “Dimitri on the road”, Lkw-Fahrer aus der Normandie in Frankreich und José Manuel Rivas, Lkw-Fahrer aus Galicien in Spanien
Gestatten: Dimitri Godard – auch bekannt als „Dimitri on the road“ – ein 22-jähriger Lkw-Fahrer aus der Normandie in Frankreich. Trotz seines jungen Alters ist er bereits seit fünf Jahren auf der Straße unterwegs und war schon als Kind großer Lkw-Fan.
Außerdem stellen wir Ihnen José Manuel Rivas vor, einen 26-jährigen Lkw-Fahrer aus Galicien, Spanien, der seit drei Jahren selbstständig ist.
Apps, die Fahrern das Leben erleichtern
Auf die Frage, ob sie ihre Smartphones auch unterwegs benutzen, sind sich beide einig, dass sie nicht darauf verzichten können. „Ohne Apps wäre unsere Arbeit sehr viel schwieriger. Ich benutze sie praktisch jeden Tag und empfehle sie auch anderen Fahrern“, sagt Dimitri.
José ist der gleichen Meinung: „Ohne mein Handy kann ich nicht arbeiten. Das Telefon ist zentral. Darüber erhalte ich die Tourenaufträge. Einige Versandunternehmen haben sogar eigene Anwendungen, mit denen sie die Lieferung und den Lkw verfolgen können. Sechzig Prozent meiner Arbeit läuft über Plattformen auf dem Smartphone. Heutzutage wird es für alles gebraucht. Und es erleichtert unser Leben und unseren Arbeitsalltag sehr.“
Welche Apps ihnen konkret dabei helfen, effizienter zu arbeiten? Finden wir es heraus!
José nutzt überwiegend WhatsApp. Der weltweit meistgenutzte Messaging-Dienst ist für ihn ein unverzichtbares Basic. „Die Logistikplattformen schicken dir eine Textnachricht über WhatsApp. Alles wird per WhatsApp verschickt, alles wird aufgezeichnet und man hat alles dabei.“
Außerdem ist Google Maps für José ein Must-have. Wenn er einen Abhol- oder Zustellungsort erhält, kann er die Adresse damit leicht finden. Und zu wissen, wohin man fahren soll, ist eine ziemlich wichtige Information für einen Fahrer. Deshalb zählt es für ihn zu den unverzichtbaren Apps.
Dimitris Lieblingsapp ist Truckfly. Diese soll Fahrern helfen, Tankstellen, Lebensmittelmärkte, einen Parkplatz, eine Dusche oder auch einen WLAN-Hotspot oder ähnliches zu finden. Die App verfügt über eine Liste von über 60.000 Einrichtungen, darunter 34.000 Parkplätze und 10.000 Restaurants.
„Ich benutze sie jeden Tag. Zum Beispiel, um ein Restaurant zu finden. Gerade am Abend braucht man etwas Komfort: Essen, eine Dusche, Toiletten ... Dabei finde ich alle Informationen, die ich brauche, an einem Ort.“
Eine weitere wichtige App für Volvo-Fahrer José Manuel ist Volvo Connect. „Wenn ich abends am Zielort ankomme, schaue ich auf der App nach dem Dieselverbrauch, der Dauer der Fahrt, wie effizient ich gefahren bin... und ob ich mehr oder weniger oft gebremst habe als normal ... Die App zeigt mir das alles.“
Und schließlich möchte Dimitri, genau wie jeder Autofahrer, Staus und Verkehrsbehinderungen vermeiden. Deshalb nutzt er Sytadin. Das hilft ihm, wenn er in und um Paris unterwegs ist. Denn dabei handelt es sich um eine von den französischen Behörden entwickelte App und Website, die über die Verkehrslage im Großraum der französischen Hauptstadt informiert. „Immer mehr Lkw-Fahrer nutzen sie, weil jeder weiß, dass das Fahren in Paris sehr schwierig ist. Bei einem Stau in Paris weiß man, wann man hineingerät, aber nicht, wann man wieder herauskommt ... Unsere Zeit ist knapp, wir können es uns nicht leisten, so viel davon zu verlieren.“
„Ohne Apps wäre unsere Arbeit sehr viel schwieriger. Ich benutze sie praktisch jeden Tag und empfehle sie auch anderen Fahrern.“
Dimitri Godard
Apps für Lkw-Fahrer, um unterwegs in Kontakt zu bleiben
Neben Zeitersparnis und dem Zugang zu wichtigen Informationen ist die einfache Vernetzung ein weiterer großer Vorteil des Smartphones. Dass der Fahrer damit jederzeit Freunde und Verwandte erreichen kann, macht lange Abwesenheiten oftmals leichter erträglich.
„Mit WhatsApp kannst du mit Freunden, Kollegen und der Familie in Kontakt bleiben ...“, sagt José Manuel. „Oder auch mal in einer Pause ein Videogespräch mit dem Partner führen.“
Apps sind auch nützlich, um mit anderen Lkw-Fahrern in Kontakt zu treten. In der Regel geschieht dies über die sozialen Medien. Hier teilen sie Ihre Leidenschaft für das Leben auf Achse – auch Dimitri tut das sehr gerne.
Unterhaltsame Tools für Fahrer
Es war noch nie so leicht, mit anderen in Kontakt zu treten. Gerade Fahrer sind dennoch oft allein, sodass auch Unterhaltung wichtig ist. „Manchmal wartet man vier oder fünf Stunden auf den Ladevorgang. Da muss man einen Weg finden, seine Zeit zu verbringen“, sagt José Manuel. „In meinem Truck spiele ich Filme und Musik auf YouTube oder Spotify oder ähnlichem. Zum Fernsehen gibt es Netflix und HBO. Wenn ich auf das Be- oder Entladen warte, sehe ich mir eine Serie oder einen Film an, um mich zu unterhalten und die Zeit zu überbrücken.“
Natürlich kann man sich dann auch einen Podcast anhören, was immer mehr Fahrer tun – wie zum Beispiel Michelin for my Business! (verfügbar auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und Google Podcasts).
„Geschichten darüber, wo ich lade, wo ich auslade und wie mein Alltag aussieht. Oft sehen das meine Kollegen und sagen: „Ich bin auch hier, lass uns mal schauen, ob wir etwas zusammen machen können.“ Das ist auch eine Möglichkeit, um mit Menschen zu sprechen, die man nicht jeden Tag sieht.“
José Manuel Rivas
Die Bedeutung sozialer Medien für Fahrer
Wie schon erwähnt, nutzen Fahrer ihre Smartphones vor allem zur Kommunikation über soziale Medien. Als Millennial bezieht Dimitri digitale Tools und soziale Medien ganz selbstverständlich in seine tägliche Arbeit mit ein – er hat sogar einen eigenen YouTube-Kanal mit Dutzenden von Videos und fast 17.000 Abonnenten. 2018 startete er einen Truckvlog (auf Französisch), in dem er von seinen Freuden und Leiden berichtet und Tipps und Ratschläge teilt: „Das ist für alle gedacht, die sich für Lkw und die Welt der Trucker interessieren. Mein erstes Video habe ich 2014 gepostet. Aber das war nur zum Spaß, ich wollte nichts Neues anfangen. Als ich mein zweites Video veröffentlichte, arbeitete ich bereits als Fahrer. Ich hatte einen Tunnel gefilmt, weil ich Tunnel mag. Heute mache ich Videos, um Leuten verschiedene Aspekte der Arbeit zu zeigen: die Straße, die Lieferungen, die Verladungen. Die guten und die schlechten Seiten, denn es geht nicht nur um Spaß und Spiel.“
Die meisten Fahrer, die sich über soziale Medien austauschen, findet man in Facebook-Gruppen. Hier gibt es unzählige Gruppen, die sich auf unterschiedliche Verkehrsmittel, Interessen, Sprachen und Regionen spezialisiert haben. „Auf Facebook gibt es einige Fahrer-Gruppen, in denen immer einer etwas fragt. Und alle versuchen, auf jede erdenkliche Art zu helfen“, sagt José Manuel. „Es kann vorkommen, dass jemand fragt, ob er an diesem oder jenem Ort entladen kann, welche Route besser ist ... Die Leute kommentieren und sprechen darüber. In Spanien gibt es eine spezielle Gruppe mit dem Namen „Jóvenes del Camión“ (deutsch: „Lkw-Jugend“). Dort tauschen wir unsere Meinungen aus und helfen uns gegenseitig. Wir haben auch eine WhatsApp-Gruppe ...“
Dimitri stimmt zu: „Auf Facebook findet man die meisten Fahrer. Hier sprechen sich Informationen schnell herum. Ich bin in verschiedenen Gruppen, weil das sehr nützlich sein kann. Und in der Regel sind alle sehr freundlich. Manchmal esse ich auch mit Leuten zu Abend, die ich über eine Facebook-Gruppe kennengelernt habe; das ist viel besser als allein zu essen“, sagt er.
Und was ist mit diesem anderen sehr beliebten Social-Media-Kanal? Obwohl Instagram nicht sein bevorzugtes Medium ist, hat Dimitri auch hier mehr als 2000 Follower – Sie finden ihn unter dem Namen @dimitridotr.
„Ich poste nicht viel, nur mal ein paar Bilder von meinem Truck oder Landschaften, was auch immer ich so sehe ... Als Storys teile ich die Höhen und Tiefen der Arbeit auf der Straße.
Es gibt viele Trucker auf Instagram. Aber der Nachteil daran ist, dass es keine Gruppen gibt, in denen man Bilder austauschen und Nachrichten posten kann wie auf Facebook. Es ist individueller.“
José hat auf seinem privaten Account unter dem Benutzernamen @Rivas_gf nur 340 Follower, aber er postet fast jeden Tag Geschichten. „Geschichten darüber, wo ich lade, wo ich auslade und wie mein Alltag aussieht. Oft sehen das meine Kollegen und sagen: "Ich bin auch hier, lass uns mal schauen, ob wir etwas zusammen machen können.“ Das ist auch eine Möglichkeit, um mit Menschen zu sprechen, die man nicht jeden Tag sieht.“
*Interview mit Dimitri Godard am 13. September 2021
*Interview mit José Manuel Rivas am 9. November 2021
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car going fast on a road by night